Im Rahmen der Summer School “Zur Erfindungsgeschichte der Partizipation” spricht Robert Nigro (Zürich) über
Partizipation zwischen Unterwerfung und Subjektivierung
Bischofsvilla, Otto-Adam-Str. 5, Konstanz
17.07.2015, 18:30 Uhr
Abstract
Partizipation wird nicht nur kontrolliert, selektiert, oder organisiert, sondern auch der Zugang zu ihr wird regiert. Diese Feststellung lässt sich auch folgendermaßen zusammenfassen: Die isegoria (Gleichheit der Rede, gleiches Recht, Reden zu halten) und die politeia (Verfassung der Stadt) sind zwar notwendige, jedoch keine hinreichenden Bedingungen für die Ausübung der Macht (dynasteia) und des Wahrsprechens (parrhesia). Die Gleichheit und das Recht zur Rede genügen nicht, um das Wort ergreifen zu können. Die Probleme der Verfassung oder der politeia unterscheiden sich von den Problemen der Macht, der dynasteia oder des politischen Spiels. Innerhalb der letzteren entsteht die Möglichkeit der Teilhabe, des Wahrsprechens oder der parrhesia. Die Politik ist der Boden, auf dem entschieden wird, wer sprechen und teilhaben kann.
Um die Partizipation vollzieht sich ein Machtkampf. Die Macht zieht nicht einfach eine Grenze zwischen Integration auf der einen und Ausschluss auf ihrer anderen Seite. Im Zentrum stehen Prozesse, die ausschließen und gleichzeitig Subjektivität produzieren. Der Vortrag untersucht den Doppelsinn des Subjekt-Seins und die differentiellen Beziehungen zwischen Unterwerfung (assujettissement) und Subjektivierung.