Istanbul, 18.-19. Juni 2016
Organisiert vom Orient Institut Istanbul und dem ITAS/KIT Karlsruhe
Mit Vorträgen von Enno Park, Christopher Coenen u.v.m.
Robert Stock (TP 2) spricht über Das Cochlea-Implantat abschalten.
Über die filmische Produktion von Mikropraktiken der Entnetzung
Abstract:
Der Vortrag setzt sich mit der audiovisuellen Produktion von Hörpraktiken des Cochlea-Implantats auseinander. Es wird hierbei weniger auf die Erfolgsgeschichte fokussiert, wie sie von Seiten der Medizin, Nanotechnologie-Entwicklungen oder Youtube-Aktivierungs-Videos perpetuiert wird. Vielmehr stehen jene Praktiken im Vordergrund, die auf das Abschalten des Implantat-Systems oder dessen Nicht-Gebrauch in Betracht ziehen. So geht es im Dokumentarfilm Verbotene Sprache (2009) um das Scheitern des CI-Hörens und eine Hinwendung zur Gebärdensprache. Die Kurzfilmproduktion Man hears for the first time (2014) von Deer Prom nimmt das Thema Musik hören in den Blick und entwickelt ebenso eine kritische Sicht auf die oft als positiv eingeschätzte Inklusion in die akustische bzw. „hörende“ Welt. Es wird anhand der Fallbeispiele argumentiert, dass Hören auch als Zumutung verstanden werden kann. Auf diese als obligatorisch verstandene Teilhabe wird mithin durch Praktiken des Abschaltens, der Entnetzung, d.h. der De-Apparatisierung (Schulze) bzw. auch des Downgrades reagiert.