Prof. Dr. Elke Bippus

Mikropraktiken – eine Politik der Teilhabe?

Mittwoch, 4. Dezember 2013 | 17:00 Uhr | Hörsaal A 703

Die Emphase, den „distanzierten Betrachter“ oder „passiven Konsumenten“ in einen „Partizipienten“ zu transformieren, welche die Kunstszene der 1980/90er Jahre bestimmte, wird seit geraumer Zeit von einer Kritik am „Partizipationszwang“ abgelöst. Der im 20. Jahrhundert proklamierte emanzipatorische Anspruch, den Rezipienten zum Produzent zu machen (Bertolt Brechts „Radiotheorie“, El Lissitzkys „Demonstrationsräume“, Walter Benjamins „Der Autor als Produzent“) hat sich in eine Inanspruchnahme gewandelt: die medialen Aufforderungen zum Mitmachen (Kundenrezensionen und Online-Bewertungen) nehmen stetig zu, und es ist am Einzelfall zu klären, ob es sich um ein emanzipatorisch-demokratisches Angebot oder eine ökonomische Verwertung humaner Ressourcen handelt. Wenn also die einst politisch motivierten partizipativen Praktiken in soziale, dem Postulat der Nützlichkeit entsprechende umgewandelt werden, wundert es nicht, dass im Feld der Kunst und dem politischen Aktivismus „Das Recht auf Faulheit“ und die „bloß“ symbolische denn soziale Aktion eingefordert wird. Der Vortrag stellt partizipative Ansätze der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts vor, die eine bloße Mitmach-Ideologie übersteigen und versucht Partizipation in Anlehnung an die Konzepte der Mikropolitik/der Mikropraktik – trotz der berechtigten Vorbehalte – als eine (emanzipatorische) Politik der Teilhabe zu reflektieren.

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Literatur:
Lazzarato, Mauritio: Die Dynamik des politischen Ereignisses. Subjektivierungsprozesse und Mikropolitik. In: Jörg Huber/Roberto Nigro/Gerald Raunig: Inventionen 1. Zürich, 2001, S. 161-174.

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