Im Rahmen des Workshops, den der SFB Medien der Kooperation (A03) gemeinsam mit der AG Interfaces ausrichtet, wird Isabell Otto (Konstanz, TP 3) einen Abendvortrag halten:
Leap Second Interface. Die Pluralität der Weltzeit im Maß der Sekunde
Anne Ganzert (TP 3), ist ebenfalls mit einem Beitrag vertreten und wird über gAPPing: Interfacing Relationships sprechen.
Mehr Informationen zur Veranstaltung hier und weiter unten.
ABSTRACTS
Anne Ganzert (TP 3): “gAPPing: Interfacing Relationships”
Dating Apps sollen weltweit den oder die “Eine/n” suchen, das perfekte „Match“. Dabei ist häufig beobachtbar, dass räumliche sowie körperliche Nähe gleichwertig neben der Zuordnung von ‚Topf und Deckel’ steht. Location based dating apps basieren zwar auf Smartphone Ortungsdiensten, so dass ihre Sichtbarmachungen und Ästhetiken vor allem Räumlichkeit betonen, doch ist die reziproke Abhängigkeit mit des Örtlichen mit den Zeitlichkeiten der Interfaces ebenso augenfällig wie wenig besprochen.
Der Vortrag wird daher die Zeitlichkeit der Anwendungen und Nutzungspraktiken in den Blick, sowie die Untersuchungen zu den sogenannten „hook up apps“ (Whitty, Baker, und Inman 2007; Launder 2015; Hodgson 2017; Stempfhuber und Liegl 2016) und der „networked intimacy“ (Hobbs, Owen, und Gerber 2016) zum Ausgangspunkt nehmen, um die Aufmerksamkeit vor vor allem Apps zu richten, die sich an bereits liierte PartnerInnen richten. Dabei dienen jeweils die sichtbar werdenden Benutzeroberflächen, das interfacing (Otto 2018), sowie zusätzliche Hardware die durch die Apps gesteuert werden kann, als Diskussionsbasis.
Unter dem Kofferbegriff des gAPPing werde ich aufschlüsseln, welche temporalen Besonderheiten jeweils in Dating und Beziehungs-Apps deren NutzerInnen zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind (Tinder, Lavoo, Grindr, etc.); jene deren NutzerInnen zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten sind (kissenger, we:vibe, lush, etc.); und solche Apps deren NutzerInnen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten sind hervortreten. Besonders letztere Anwendungen, die versprechen, Fernbeziehungen zu erleichtern (Without, Between, Avocado, etc.) müssen Aspekte der Synchronisierung, Infrastrukturen und medialen Bedingungen diskutiert werden. Der zeitliche Prozess, durch welchen Distanz und (räumliche) Nähe gezeigt und erzeugt wird, macht die Apps sowohl zu Zwischenspeicher der verzögerten Kommunikation als auch zu Manifestationen der Distanz: sie verfertigen via Smartphone-Interface zugleich raumzeitliche Ko-Präsenz auf dem Bildschirm und das zeiträumliche Dazwischen.