#gfm2019: Technopolitiken zwischen Digitaler Souveränität und kollektiver Materialität (Brunner/Wessalowski)

Vortrag von Christoph Brunner und Nate*Clara Wessalowski (TP 5) am Freitag 27.09.19 im Panel S6.08 Materialität politischer Praktiken (13.00 – 15.00) im Seminarraum S 78, Philosophikum

Chair: Oliver Leistert (Leuphana Universität Lüneburg)

 

Abstract

Der Vortrag befasst sich mit technopolitischen Praktiken munizipalistischer Bewegungen und deren kollektiv-materieller Umgang mit digitaler Souveränität. Ausgangspunkt ist das seit 2018 von der Stadtregierung Barcelona initiierte und durch die EU geförderte Projekt DECODE – Decentralised Citizens Owned Data Ecosystem. Unter dem Begriff „tecnopoliticas“ wurden im Rahmen der spanischen Bürger*innen-Bewegung von 2011 materielle, sinnliche und operative Ebenen digitaler Medienökologien zum Zweck politischer Organisation und affektiver Vernetzung eng miteinander verwoben. Neben den inventiven medial gestützt und erweiterten kreativen Formen des Protests, ist die direkte Verknüpfung von demokratisch-politischen Prozessen mit digitalen Medienpraxen und ihren spezifischen Partizipationsplattformen ein Kernaspekt heutiger munizipalistischer Regierungen. Basierend auf den Erfahrungen der sozialen Bewegungen entstehen neue Formen medialer Teilhabe und Technokollektivität, die sich quer zu den individualistischen Konzepten einer gouvernmentalen Debatte um digitale Souveränität positionieren. Das Projekt DECODE greift den Begriff der digitalen Souveränität als Kernanliegen von Barcelonas Stadtregierung und ihren Digitalstrategien auf. Der Vortrag analysiert die ersten Ergebnisse des in Barcelona laufenden Pilotprojekts „Citizen Science and IoT Data Governance“, in dem von Sensoren in ausgewählten Stadtteilen erhobene Daten mithilfe kollektiv entworfener Leitlinien und individueller abgestufter Datenschutzregelung für die Stadtgemeinschaft nutzbar gemacht werden sollen. Während oft die Frage nach den Daten qua Information im Vordergrund steht, soll DECODE und das Pilotprojekt zuerst als Plattform, Infrastruktur und Ökosystem befragt werden. In einem zweiten Schritt werden kritische Überlegungen zum Verhältnis kollektiver Teilhabeprozesse und ihren verkörpert-sinnlichen Subjektivierungsweisen als maßgebliche Dimensionen emanzipatorischer digitaler Souveränität vorgenommen.

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