Anja Zimmermann über Unsichtbarmachungen, Gender, Wissensproduktion und Kunstgeschichte, Vortrag am 10. April in Konstanz

Sagbarkeiten: Kunst und ihre Geschichtsschreibung ‚an den Rändern’ – Beispiele aus dem Themenfeld kunsthistorischer Geschlechterforschung

Impulsvortrag im Rahmen der Frühjahrsakademie Nicht*Sagbar

Abstract:

Als Motto des ersten Bandes der Kunsthistorikerinnentagungen wählten die Herausgeberinnen den Satz „… ich mußte mir endlich zugestehen, ganz andere Fragen haben zu dürfen“ (Bischoff et al. 1984). Sie gingen davon aus, durch Nennung der Kategorie Geschlecht Nicht-Sagbarkeiten des traditionellen kunsthistorischen Diskurses sicht- und sagbar werden zu lassen. Zugleich verstand sich kunsthistorische Geschlechterforschung als Verfahren, um Ausschlussmechanismen der Wissensproduktion zu thematisieren und zu verändern. Im Laufe ihrer Geschichte wurde diese Prozeduren der Wissenskritik allerdings selbst aus vielfältiger Perspektive auf die in ihnen enthaltenen Entscheidungen über das, was die „ganz anderen Fragen“ alles umfassen sollten, kritisch befragt. Es wurde deutlich, dass die neuen Sicht- und Sagbarmachungen auch neue Unsichtbarmachungen hervorbrachten, wie etwa aus postkolonialen Theoriezusammenhängen heraus argumentiert wurde.

Der Beitrag zielt darauf ab, die hier skizzierten Debatten anhand einiger zentraler Wissensfelder in Hinblick auf das Thema der Veranstaltung hin zu befragen und nachzuverfolgen. U.a. soll dabei auch die Rolle der Kunst innerhalb dieser Diskurse thematisiert werden, denn bei der Thematisierung von Geschlecht als ‚Un-Sagbares’ in kunstwissenschaftlicher Wissensproduktion wurde künstlerischer Arbeit immer wieder ein besonderes Potential zugeschrieben, Nichtsagbarkeiten verändern und kritisch reflektieren zu können.

 

Priv.-Doz. Dr. Anja Zimmermann ist Kunsthistorikerin, Privatdozentin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. Seit 2006 hatte sie Vertretungsprofessuren u.a. an den Universitäten Hamburg, Zürich und München (LMU), seit 2009 Dozentin für Kunst und visuelle Kultur an der Universität Oldenburg, bis 2012 Heisenberg-Fellow (Universität Oldenburg).

Zu ihren Veröffentlichungen zählen u.a. Anja Zimmermann (Hg.): FKW//Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, Themenheft: 1968ff – Kunst, Politik, Feminismus, Nr. 65, Dezember 2018; Anja Zimmermann: Ästhetik der Objektivität: Genese und Funktion eines künstlerischen und wissenschaftlichen Stils im 19. Jahrhundert, Bielefeld: transcript 2009; Anja Zimmermann (Hg.): Kunstgeschichte und Gender. Eine Einführung, Berlin: Reimer 2006.

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