Elke Bippus über Katarina Zdjelars Video „The Perfect Sound“ (2009)

In welcher Form sind künstlerische Interventionen als Gegenwartsdiagnosen zu verstehen? Elke Bippus (TP 5) nimmt diese Frage als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit Katarina Zdjelars „The Perfect Sound“ (2009). Bippus zeichnet nach, dass das Zdjelars Werk nicht nur als eine Analyse biopolitischer Mechanismen im Kontext neoliberaler Gesellschaften einzuordnen ist und die „Selbst-Produktion“ eines flexiblen Subjekts im Fall von „accent removal class“ sichtbar macht.  Aus Bippus‘ Sicht ist es wichtig, die Dimension des Affekts hinsichtlich des Videos ebenfalls zur Kenntnis zu nehmen. Dies untersucht die Kunstwissenschaftlerin hinsichtlich der verfahrenstechnischen Vorgehensweise von „The Perfect Sound“. Sie kann so zeigen, wie das Werk eine „repräsentationslogische Betrachtung“ stört und „den Blick (der Betracher*in) in das visuell-akustische Geschehen verwickelt“. Insofern, so Bippus im Anschluss an neuere Affekttheorien und Roland Barthes, sei die Installation Zdjelars keine konventionelle, zukunftsgerichtete Gegenwartsdiagnose im Sinne einer „Beurteilung und Negation“. Vielmehr artikuliert das Video „eine Kritik, die ihre Distanz aufgibt und sich affizieren lässt und so auf die Prekarität und Partialität einer jeden Kritik hinweist.“ Zdjelars Arbeit sei eine „nicht-diagnostische“ Gegenwartskritik und „sucht die Potentialitäten des (Un-Möglichen)“.

 

Bippus, Elke (2019): „Mit den Mitteln des Affekts. Katarina Zdjelars The Perfect Sound eine (nicht-)diagnostische Gegenwartskritik?!“, In: Thomas Alkemeyer, Nikolaus Buschmann, Thomas Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen Kulturelle Formen gesellschaftlicher Selbstproblematisierung in der Moderne, Bielefeld: transcript 2019, 571–583.

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